Am 23. Oktober 2025 entscheidet der Zwickauer Stadtrat über die Zukunft des Theaters Plauen-Zwickau. Die Beschlussvorlage BV/132/2025 empfiehlt die Umsetzung des sogenannten „Szenario 2a+“ – ein Sparmodell, das tief in die künstlerische und soziale Substanz des Hauses eingreift. Es geht um mehr als Zahlen: Es geht um die Frage, welchen Stellenwert das Theater Plauen-Zwickau und Kultur in Zwickau künftig noch haben sollen.
Was steckt hinter Szenario 2a+?
Das Theater Plauen-Zwickau spielt eine zentrale Rolle in der kulturellen Landschaft unserer Stadt.
Das Strukturkonzept, das die Städte Zwickau und Plauen im vergangenen Jahr gemeinsam in Auftrag gegeben haben, schlägt mehrere Varianten zur Schließung der Finanzierungslücke vor. Die favorisierte Variante 2a+ kombiniert zwei Maßnahmen:
- Stellenabbau: 21 Arbeitsplätze sollen sozialverträglich gestrichen werden.
- Haustarifvertrag: Die Beschäftigten sollen ab 2026 rund 11 % weniger verdienen, dafür 30 zusätzliche freie Tage haben. Der Vertrag soll sich an einem Tarifmodell von 2015 orientieren.
Zusätzlich wird das Programm deutlich reduziert: Die Zahl der Neuinszenierungen im Musiktheater sinkt von sechs auf drei pro Jahr, der Pendelbetrieb zwischen Plauen und Zwickau wird halbiert, und die Zahl der Vorstellungen insgesamt um etwa ein Drittel gekürzt. Die Berater rechnen mit einem Rückgang der Eigeneinnahmen um über 20 Prozent. Mit all den Maßnahmen soll die Finanzierungslücke von rund 3 Millionen Euro geschlossen werden. Doch der Preis dafür ist hoch: weniger Kultur, weniger Vielfalt, weniger Zukunft.

Ein Theater mit weniger Kraft
Die Folgen sind absehbar: Weniger Programm bedeutet weniger Publikum, weniger Einnahmen und weniger Attraktivität für Fachkräfte. Die künstlerische Qualität sinkt, die Innovationskraft leidet, und der Bildungseffekt – gerade für junge Menschen – wird geschwächt. Das Theater verliert seine Strahlkraft und wird zum Schatten seiner selbst.
Betriebsratschef Marcus Sandmann bringt es auf den Punkt:
„Wir sind das Herz der Stadt.“
Doch dieses Herz soll nun kleiner schlagen – ausgerechnet in einer Zeit, in der kulturelle Orte für Zusammenhalt und Orientierung besonders wichtig sind und in der angesichts schwindender Einwohnerzahlen dringend an der Attraktivität unserer Stadt gearbeitet werden muss.
Die Zahlen hinter der Krise
Trotz jährlicher Zuschüsse von 10 Millionen Euro durch die Städte und zusätzlicher Nothilfen des Landes (1,9 Mio. Euro für 2025/26) bleibt ein strukturelles Defizit: 1,6 Mio. Euro im laufenden Jahr, 0,7 Mio. Euro im nächsten. Die Stadt Zwickau stellt zwar Mittel zur Vermeidung der Überschuldung bereit, lehnt aber eine dynamisierte Finanzierung ab. Eine Erhöhung der Zuschüsse ist frühestens ab 2029 denkbar – und auch dann nur unter Vorbehalt.
Die Menschen sagen: Nein!
Zwischen Dezember 2024 und Juni 2025 haben knapp 25.000 Menschen eine Petition unterschrieben, die den Erhalt aller Sparten, faire Bezahlung und eine auskömmliche Finanzierung fordert. Die Übergabe der Unterschriften an die Oberbürgermeister war ein starkes Zeichen der Zivilgesellschaft. Wer jetzt trotzdem kürzt, handelt gegen den erklärten Willen der Bevölkerung.
Zwickau muss mehr sein als Mitverwalter des Mangels
Die Beschlussvorlage betont, dass die Umsetzung des Strukturkonzepts in der Verantwortung der Theaterorgane liegt. Doch der Stadtrat gibt die Richtung vor. Wer Szenario 2a+ beschließt, entscheidet sich für ein Theater mit weniger Anspruch, weniger Teilhabe und weniger Zukunft. Er entscheidet sich gegen eine attraktive Stadt Zwickau.
Zwickau darf sich nicht mit einem „Theater light“ zufriedengeben. Die Stadt muss sich beim Land und im Kulturraum für eine bessere Finanzierung einsetzen. Und sie muss zeigen: Kultur ist uns etwas wert – nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch im Haushalt.
Fazit: Haltung zeigen statt kürzen
Das Theater Plauen-Zwickau ist kein Luxus, sondern Teil unserer demokratischen Infrastruktur. Es verbindet Menschen, schafft Bildung, inspiriert junge Talente und belebt die Innenstädte. Wer hier kürzt, spart nicht nur Geld – er entzieht der Region ein Stück Seele.
Die Entscheidung am 23. Oktober ist eine Richtungsentscheidung. Für ein lebendiges Zwickau. Für ein starkes Theater. Für eine Stadt, die ihr Herz nicht aufgibt.