Kein Zweifel – um schnelle Internetzugänge ist es in Zwickau nicht zum Besten bestellt. Noch immer gibt es Gegenden, in denen es gar kein schnelles Internet gibt. Als Marke für Unterversorgung wird dabei üblicherweise eine Bandbreite von 30 Megabit/Sekunde im Download angenommen. (NGA-Rahmenregelung).
Der Breitbandatlas der Bundesregierung zeigt im Gebiet der Stadt zahlreiche „weiße“ und „graue“ Flecken, die für eine Unterversorgung stehen. Knapp jeder zehnte Haushalt verfügt demzufolge nicht über einen Zugang zum schnellen Internet. Die Anzahl der Haushalte, die die „magische“ Grenze gerade so überschreiten und eine Versorgung zwischen 30 und 50 Megabit/Sekunde haben, liegt bei drei Prozent.
Zu beachten ist dabei, dass die Versorgung in Zwickau hauptsächlich mittels Kabel-Internet und VDSL-Vectoring erfolgt. Beide Technologien garantieren keine Bandbreiten. Kabel-Internet ist als Shared-Medium von der Anzahl der gleichzeitig aktiven Anschlüsse abhängig. Die verfügbare Bandbreite kann dabei vor allem in der Hauptnutzungszeit stark abnehmen. Beim VDSL-Vectroring ist die Bandbreite von der Leitungsdämpfung auf der „letzten Meile“ abhängig, also der Leitung vom Verteiler am Straßenrand zum PC. Nach wenigen hundert Metern bricht die Leistung rapide ein. Bandbreiten über hundert Megabit/Sekunde werden zwar angeboten, dürften aber praktisch kaum erreicht werden. Ärgerlicherweise gibt es hier wenig Transparenz, sondern ein Zurückziehen auf „bis zu …“-Regelungen im Kleingedruckten.
Wir erleben im Moment eine stürmische Entwicklung neuer Anwendungen, die einen schnellen Internetzugang erfordern. Allgegenwärtig sind Schlagworte wie Industrie 4.0, Internet der Dinge und eHealth. Oft wird auch von einer umfassenden Digitalisierung der Gesellschaft gesprochen, die eine Vernetzung von Menschen, Dingen, Maschinen und Prozessen voraussetzt. Mit dem gerade geschlossenen Digitalpakt wollen Bund und Länder zudem die Digitalisierung der Bildung vorantreiben, also Lehrinhalte mittels neuester informationstechnischer Geräte vermitteln.
Vor diesem Hintergrund prognostizieren Branchenverbände, wie der Bundesverband Breitbandkommunikation e. V. (BREKO), eine Verzehnfachung des durchschnittlichen Datenvolumens pro Anschluss und Monat innerhalb der nächsten Jahre auf 825 Gigabyte in 2025. Die Bandbreitennachfrage im Jahr 2025 wird mit einem Gigabit/Sekunde im Down- und 700 Megabit/Sekunde im Upload vorhergesehen (Breitbandstudie2018).
Keine der heute in Zwickau für die breite Öffentlichkeit verfügbaren Technologien kann diese Parameter zuverlässig bereitstellen. Notwendig dafür sind Glasfaserleitungen bis in die Wohnung bzw. ins Gebäude (Fiber to he home / to the building – FTTH/B). Daran besteht unter Fachleuten kein Zweifel. Nur diese leistungsstarke Infrastruktur verfügt über ausreichende Reserven, die prognostisch anfallenden Datenmengen zu transportieren.
Einer Nachfrage im Stadtrat vom Dezember 2018 zufolge hat die Verwaltung keine Kenntnis über den Stand der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen. Auch der Breitbandatlas gibt wenig Auskunft (0 – 10 Prozent der Haushalte). Man kann wohl davon ausgehen, dass es in Zwickau bis auf die Gewerbegebiete keine Glasfaserleitungen in Gebäude gibt.
Daraus geht hervor, dass wir einen riesigen Handlungsbedarf haben. Nicht weniger als die Zukunft unserer Stadt als Wirtschafts-, Wohn- und Wissenschaftsstandort hängt davon ab. Und es wird deutlich, dass wir nicht mehr ausschließlich – wie in der Vergangenheit – auf andere (sei es Bundes- und Landespolitik als Fördermittelgeber oder die Telekommunikationswirtschaft) warten dürfen, sondern das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen müssen.
Man kann sicher davon ausgehen, dass es eine Aufgabe mit höchster Priorität für den im Mai zu wählenden Stadtrat werden wird. Deshalb sollte es bald nach der Konstituierung des Rats auf die Tagesordnung kommen. Damit dies erfolgen kann, wollen die Fraktionen der CDU, BfZ/Grüne und Linke mit einem Antrag (ich gehöre zu den Autoren) erreichen, dass die Verwaltung bis zum September 2019 ein strategisches Konzept erarbeitet. Der Antrag wird am 28.02.2019 eingebracht und hoffentlich noch bis zur Kommunalwahl beschlossen.
Wie die Wahl auch ausgehen wird, das Thema wird mich weiter beschäftigen und ich werde weiter tun, was ich kann, um den Ausbau schneller Internetzugänge voran zu bringen.