Für Zwickau ist die erneute Ausbauoffensive der Deutschen Telekom zweifellos eine gute Nachricht. 15.000 Haushalte sollen im nächsten Jahr mit Glasfaseranschlüssen bis in die Wohnung versorgt werden. Dazu wurde heute vor dem Rathaus eine Vereinbarung zwischen Stadt und Konzern geschlossen.
Wie wichtig ein schneller Internetanschluss ist, sollte nach einem Jahr Homeschooling und Homeoffice auch denen aufgegangen sein, die bisher keine Notwendigkeit für solche Investition in Infrastruktur gesehen haben.
viele Zwickauer Haushalte bleiben außen vor
Doch leider ist es, wie häufig, auch bei dieser Nachricht so: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und dieser Schatten ist groß, viel zu groß. Immerhin mehr als zwei Drittel der Zwickauer Haushalte und Gewerbebetriebe werden vom Ausbau ausgenommen. Deshalb erwächst sich die Euphorie, die sich anfangs durchaus einstellt, nicht ins Unendliche.
Eine wirklich rundum gute Nachricht wäre gewesen, wenn sich der Konzern mit einer gewissen Verbindlichkeit dazu geäußert hätte, wann denn der Rest der Stadt versorgt sein soll. Unsere Stadt muss gigabitfähig werden. Vollständig und möglichst schnell. Dazu braucht es eine klare Perspektive. Hier bleibt man leider im Ungewissen und zeigt auf den Fördermittelgeber. Dabei wissen wir aus dem über Jahre sich, bisher ergebnislos, hinziehenden Verfahren zur Schließung der „weißen Flecken“, was uns vermutlich bei den „grauen Flecken“ erwartet. Daher hätte ich mir noch mehr Engagement der Telekom gewünscht.
Inzwischen bleibt es wohl dem beratenden Ausschuss des Stadtrates (der vom Telekom-Deal auch erst nach dessen Abschluss informiert wurde!) überlassen, Partner für einen wirklich flächendeckenden Glasfaser-Ausbau zu suchen. Dass der Markt jetzt um ein Drittel schrumpft, macht die Sache auch nicht leichter.
Rückblickend ist es wirklich schade, dass wir uns damals nicht für ein kommunales Netz entschieden haben. Bestimmt hätten wir damit auch noch lange keine Flächendeckung, aber wir hätten es wenigstens in eigenen Händen. Und am Ende würde die Stadt auch irgendwann die Gewinne einfahren. Das machen jetzt andere. Außerdem sind wir heute dem Wohlwollen privater Unternehmen ausgeliefert, die nur investieren, wenn es sich für sie rechnet.
Familien und Unternehmen brauchen den schnellen Zugang zum Internet aber auch da, wo dies nicht der Fall ist. Dieses Dilemma wird uns noch lange begleiten, fürchte ich. Solange, bis sich die Erkenntnis Bahn bricht, dass Daseinsvorsorge (zu der zweifellos der Zugang zum Internet genauso gehört, wie der zu Strom und Wasser) in öffentliche Hand gehört.
Eines ist jetzt aber ganz wichtig: Je mehr Hauseigentümer dem Anschluss ihrer Immobilien zustimmen, je mehr Zwickauerinnen und Zwickauer die Produkte dann auch buchen, je erfolgreicher der Ausbau für die Telekom wird, umso eher wird man geneigt sein, den Ausbau fortzusetzen. Bei aller Kritik gilt es, diese Chance zu nutzen!